Das Vogelschießen

vogelschiessen2

KönigsordenSicher haben Sie schon einmal von dem Begriff „Vogelschießen“ gehört oder es sogar selbst schon einmal praktiziert. Doch kennen Sie auch die Geschichte des Vogelschießens? Wir entführen Sie heute auf eine Reise zur Herkunft dieser beliebten und geselligen Schützentradition.

Was das Vogelschießen eigentlich ist

Bei dem Vogelschießen handelt es sich um einen recht alten Wettbewerb der Schützen. Seinen Ursprung findet dieses Brauchtum darin, dass Schießübungen wichtig waren, um die Treffsicherheit der männlichen Bevölkerung zu erhöhen, als es noch darum ging, die eigenen Städte zu verteidigen.

Wie Sie sich denken können, soll dabei ein Vogel abgeschossen werden. Seit dem Mittelalter gibt es diesen Brauch, der bei den keltischen und frühgermanischen Gilden jedes Jahr vollzogen wurde. Damals wurden die Vögel auch als Opfergabe angesehen. Im Laufe der Jahre schoss man aber immer weniger auf lebendige Vögel und entschied sich dafür, stattdessen leblose Ziele zu nehmen. Dass diese Entwicklung stattgefunden hat, begrüßen vor allem in der heutigen Zeit sehr viele Menschen – und spätestens jetzt, wo der Tierschutz eine immer wichtigere Rolle spielt, wäre es zu einer Wandlung gekommen.

Die Geschichte

Es musste natürlich ein Ersatz gefunden werden. So war die Zeit der Kunsthandwerker gekommen, die nun eine neue Aufgabe bekamen. Sie wurden engagiert, um die Gegenstände, auf die nun geschossen werden sollte, zu gestalten. Nicht nur beim Essen isst das Auge mit, auch beim Schießen möchte es etwas Ästhetisches erblicken. Die Holzvögel wurden sehr aufwendig verziert und waren allesamt kleine Kunstwerke.

Auch wenn sich mittlerweile eher Schießscheiben durchgesetzt haben, so werden die Zierattrappen in den traditionellen Schützenvereinen immer noch genutzt. Die Erhaltung des Brauchtums ist wichtig und daher kommt für viele Vereine gar nichts anderes infrage.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Vogelschießen auch bei Kindern populär. Als der Schulfest-Trend aufkam, wollten die Kleinen den Großen nacheifern.

Das sogenannte Kindervogelschießen erfreut sich auch heute noch größter Beliebtheit, da es ein tolles Fest für den lieben Nachwuchs darstellt.
Die beiden größten Vogelschieß-Feste finden in Rudolstadt und Plauen statt.
Das Rudolstädter Vogelschießen in Thüringen ist um 1722 entstanden, welches derzeit jedes Jahr in der letzten vollen Augustwoche stattfindet und rund 500.000 Besucher anlockt.
Das Plauener Vogelschießen ist das größte seiner Art im wunderschönen Vogtland. Auch wenn es seinen Anfang in der Mitte des 16. Jahrhunderts fand, so wird es jährlich erst seit 1996 veranstaltet. Stattfinden tut es in der Woche von Pfingsten.

Die Wahl des Schützenkönigs

Königsorden mit EichenlaubDas Vogelschießen eignet sich bestens dazu, einen sportlichen Wettbewerb starten zu können, der die Treffsicherheit zeigt. Da das Ziel nicht besonders groß ist und daher ein gewisses Können abverlangt, können sich die Besten der Besten miteinander messen.
Je nachdem, in welcher Region man sich befindet, gibt es unterschiedliche Regelungen, wie die Ermittlung des Schützenkönigs durch das Vogelschießen abläuft. Entweder gilt es, den Rumpf oder das letzte Teil des Vogels herunterzuschießen.

Doch auch die Teile, die in der Zwischenzeit abgeschossen werden, sind nicht „sinnlos“, denn sie werden gerne dazu genutzt, die „niedrigeren“ Plätze zu ermitteln. So bekommen auch diejenigen Teilnehmer, die es nicht zum Schützenkönig geschafft haben, ein wenig Ruhm und Ehre in ihrem Schützenverein und unter den Bürgern. Nicht selten erhält der Schützenkönig seinen Teil des Vogels.

Eine andere Ermittlungsmöglichkeit ist ein Punktesystem. Die einzelnen Teile des Vogels sind nummeriert und durch das Abschießen erlangt der Schütze seine Punkte. Derjenige, der die meisten Punkte geschossen hat, wird schließlich zum Schützenkönig gekürt.
Für dieses Brauchtum wird in der Regel ein Kleinkalibergewehr oder ein Schrotgewehr benutzt. Nach heutigen Standards braucht es außerdem eine Lafette, also einen Standfuß, um die Sicherheit aller Beteiligten zu gewährleisten.

Adlerschießen: Die Alternative zum Vogelschießen

Mancherorts wird das Vogelschießen auch „Adlerschießen“ genannt. Dieses Fest gibt es noch nicht allzu lang, genauer seit 1823. Das Rutenfest leitet die Sommerferien ein, wovon das in Ravensburg das größte seiner Art ist und besonders von den Gymnasiasten heiß und innig geliebt wird. Am Rutendienstag findet dann das Adlerschießen statt, bei dem auf einen Reichsadler aus Holz geschossen wird.

Im Gegensatz zum Vogelschießen geht es hierbei nicht um die Teile des nachgeahmten Tieres, sondern um dessen Federn. Auch werden spezielle Kennzeichnungen an der Holzattrappe angebracht, die ebenfalls heruntergeschossen werden müssen.
Neben dem Schützenkönig wird hier auch eine Schützenkönigin ermittelt. Der Schützenkönig qualifiziert sich dadurch, dass er den Reichsapfel erwischt, während die Schützenkönigin das Stadtsiegel treffen muss.